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22 Sep 2021 von Ludwig Boltzmann

Wie Höhenluft gegen Asthma helfen kann

An sich harmlose Umweltstoffe wie Tierhaare, Hausstaub oder Pollen, die regelmäßig über die Luft in unsere Atemwege gelangen, können für Asthmatiker:innen zum Verhängnis werden.

Ihr Immunsystem nimmt diese Allergene als gefährlich wahr, ein Asthmaanfall ist die Folge. Etwa eine von 14 Personen in der österreichischen Bevölkerung ist von Asthma betroffen, darunter auch viele Kinder (https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/atemwege/asthma/ursachen-ausloeser). Oft wird mit inhalativen Corticosteroiden behandelt, die meistens sehr wirksam sind, aber auch Nebenwirkungen haben können. Nach neuen Behandlungsmöglichkeiten wird zurzeit intensiv geforscht. Die seit langem bekannte sogenannte „Höhenkur“ ist klinisch wirksam, wobei aber die zugrundeliegenden Mechanismen bisher weitestgehend unklar waren.

Dem Team rund um Dr. Leigh Marsh vom Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung ist es zusammen mit Medizinischen Universität Graz nun gelungen, wichtige zelluläre Mechanismen der Höhenkur nachzuweisen und zur Aufklärung ihrer klinischen Wirksamkeit beizutragen. Während der Höhenkur scheint die allergische Entzündung unterbrochen zu werden, indem eine bestimmte immunologische Kettenreaktion ausbleibt. Für eine allergische Immunreaktion müssen sogenannte Antigen-präsentierende Zellen das Allergen erkennen und den T-Zellen präsentieren. Diese T-Zellen stimulieren wiederum B-Zellen, die letztendlich spezifische Antikörper produzieren und freisetzen – die allergische Reaktion beziehungsweise der Asthmaanfall kann stattfinden. Diese Effekte lassen sich durch eine reduzierte Sauerstoffkonzentration stark hemmen. Die Hypoxie ist somit der Faktor, der die Effekte des Höhenaufenthalts erklärt. Tatsächlich wird die Immun-Kettenreaktion von Beginn an gehemmt, beginnend bei den Antigen-präsentierenden Zellen, die eine relativ hohe Sauerstoffkonzentration benötigen, um voll aktiv zu werden. Außerdem wird Sauerstoff grundsätzlich für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Immunzellen benötigt. Die neuen Erkenntnisse könnten zukünftig zur Entwicklung neuer Therapien beitragen und wurden kürzlich im Journal „Allergy“ veröffentlicht. In der Zwischenzeit können sich Asthmatiker:innen jedoch schon selbst helfen, indem sie die frische Bergluft genießen.

Die im Labor simulierten Sauerstoffbedingungen entsprechen jedoch einer Höhe von etwa 5000 Metern und dienen als Nachweis für eine Grundsatzstudie. Weitere Arbeiten sind erforderlich, um die Mindesthöhe und Dauer der Höhenexposition bei Asthma zu bestimmen. Unabhängig von dieser Studie sollten wir nicht vergessen, dass wir alle davon profitieren, regelmäßig die frische Bergluft zu genießen.

Link zur Publikation: Hochgerner M, Sturm EM, Schnoegl D, Kwapiszewska G, Olschewski H, Marsh LM Low oxygen levels decrease adaptive immune responses and ameliorate experimental asthma in mice.

LM. Allergy. 2021 Jul 26. doi: 10.1111/all.15020.

a. Dr. Leigh Marsh vom Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung